Lipstick by Susanne Fuelscher

Lipstick by Susanne Fuelscher

Autor:Susanne Fuelscher [Fuelscher, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Amazon: B00BFSKPBU
Goodreads: 15833641
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2013-02-21T23:00:00+00:00


Ich sah mindestens so scharf aus wie Penne all’ arrabbiata in meinem großen, langen Schwarzen. Keine Ahnung, welcher Teufel mich vorhin vorm Kleiderschrank geritten hatte – wir gingen doch nur mehr oder weniger popelig essen.

Tom hatte nicht schlecht gestaunt, als ich in vollem Vamp-Aufzug vor ihm stand. Ein bißchen die Welt aus der Fassung bringen und vor allem die kleinen Kerlchen um mich herum, die sich Männer schimpften. Eifersüchtig grinsend dackelte Tom zur Tür, als es kurz vor acht klingelte.

Da ich noch einmal ins Bad gerast war, um eine Notration Tampons in meine Tasche zu werfen, bekam ich nur sehr gedämpft den Wortlaut der Zwangsunterhaltung mit, die in etwa so vonstatten ging:

»Guten Abend.« (Das war Hans’ Stimme.)

»Hi.« (Tom, ganz locker, jaja.)

»Ich bin Hans.«

»Tom.«

Kleine Schweigepause.

»Katja kommt gleich …Bad.«

Es war wunderbar, und ich war so wunderbar gemein. Ich stellte mir Toms linkische Bewegungen vor – wenn er unsicher war, fuchtelte er immer unkontrolliert mit den Händen in der Luft herum –, und ganz bestimmt verkroch sich Hans aus lauter Verlegenheit in seiner Kapuze. Warum nicht die Situation noch ein wenig auskosten? Ich kramte meinen Lippenstift aus der Tasche – heute rosabraun –, um meine Lippen noch einmal nachzuziehen. Draußen ging die Unterhaltung derweil weiter.

»Ja, willst du solange in der Küche warten?«

»Mach dir keine Umstände.«

»Was zu trinken?«

»Nein danke. Bitte keine Umstände.«

Die pure Häme kroch in mir hoch, während ich auch noch meine ganze Kosmetiktasche auspackte, um ein paar völlig überflüssige Korrekturen in meinem Gesicht vorzunehmen.

Ja, so eine amerikanische Teenie-Serie hatte ich auch mal synchronisiert! Die Eltern empfingen den rausgeputzten Collegeboy, der die sich gerade noch rausputzende Tochter zum Abschlußball ausführen durfte, und während das Mädchen im Obergeschoß des Hauses unentwegt mit Ondulieren, Bepinseln und Aufrüschen beschäftigt war, saß der wirklich adrette Collegeboy steif im Wohnzimmer, parlierte mit den Eltern, und dann endlich rauschte die Mini-Diva in einem pastellfarbenen Rüschenensemble die Treppe runter, ein Ah! und Oh! ging durch die Menge (Vater, Mutter, Collegeboy), und nachdem sich alle lieb voneinander verabschiedet hatten, beglückwünschten sich die Eltern, daß ihre Tochter später im Auto von einem so liebreizenden Collegeboy gevögelt wurde. Seufz …

Gut, okay, würde ich Daddy Tom mal erlösen.

Natürlich ging kein Raunen durch die Menge, als ich aus dem Bad gerauscht kam. Tom verzog sich in Null Komma nichts nach nebenan, während ich dastand und Hans mit offenem Mund anstarrte. Die Kapuze war keine Kapuze mehr, sondern ein ziemlich attraktiver Mann in einem legeren anthrazitfarbenen Anzug ohne Schulterpolster, zwar kein smarter College-Sonnyboy, aber immerhin ein Mann, der den Kopf nicht hängenließ und einen eher eleganten als unauffälligen Eindruck machte.

»Was ist denn mit dir passiert?« fragte ich taktloserweise.

Hans war sichtlich verlegen und erzählte stockend, daß er sich bei seiner letzten Italienreise einen Anzug zugelegt habe, man sei ja schließlich im gewissen Alter.

O ja.

»Du siehst großartig aus.« Hans kam auf mich zu, nahm meine Hand, hob sie ein wenig, sah aber in letzter Sekunde von einem Handkuß ab.

Ich drückte ihm ein Küßchen auf die linke Mundecke und bugsierte ihn nach draußen.



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